
Das Meer steigt
Bangladesch zählt zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Plötzlich auftretende Naturkatastrophen und schleichende Umweltveränderungen gefährden viele Menschen, die überwiegend von der Landwirtschaft leben. Vor allem aber haben die indirekten Folgen wie Nahrungsmittelknappheit und Folgekonflikte um Ressourcen und Land Auswirkungen auf Frauen und Kinder. Beide sind von den Krisen überproportional betroffen. Oft bleibt nur die Migration in die Städte oder über Ländergrenzen hinweg.
Infos zum ökologischen Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck gibt die biologisch produktive Fläche der Erde an, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen zu ermöglichen. Um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen noch nutzbare Ressourcen haben, müsste der ökologische Fußabdruck bei 1,63 Hektar pro Person liegen. Jedoch liegt der weltweite Durchschnitts-Fußabdruck pro Person bei 2,75 globalen Hektar. Umgerechnet bräuchten wir also 1,7 Erden, um unsere jährlichen Ressourcenbedarf zu decken.
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Eine Bäuerin erzählt:
„Wir sind eines der Länder, das am stärksten unter dem Klimawandel leidet. Das Meer steigt. Tagtäglich. Unumkehrbar.“
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„Ich bin Munira Majumdar, mein Mann ist Farmer. Wir lieben unser Land, aber wir sorgen uns, dass wir bald alles verlieren. Wir sind eines der Länder, das am stärksten unter dem Klimawandel leidet. Das Meer steigt. Tagtäglich. Unumkehrbar. Mein Land wird ca. 20% seiner Landfläche verlieren, wenn der Meeresspiegel um nur einen Meter steigt. Ein einziger Meter. Das ist so groß wie mein Sohn heute ist. Kaum auszudenken, was die Folgen sein werden.
Überall spüren wir die Auswirkungen des Klimawandels. Brauchen wir kein Wasser, bekommen wir zu viel, brauchen wir es, haben wir zu wenig. Hinzu kommen vielerorts Missernten, Versalzung der Böden, Unsicherheiten in der Gesellschaft und Konflikte.Meine Mutter beobachtet, wie sich die Zyklen des Monsuns ändern und mit ihnen der Strom der Flüsse. Das sind unsere Lebensadern. Besonders abhängig sind wir vom Delta des Brahmaputra, Ganges und Meghna. Das Delta wird immer öfter überschwemmt. Salziges Meerwasser dringt in die Ackerböden. Das wirkt sich auf unsere Landwirtschaft aus und ist auch in der Fischerei spürbar. Dazu kommen die Sturmfluten. Viele Menschen verlieren ihre Lebensgrundlagen. Es ist schlimm.
Hinzu kommen vielerorts Unruhen. Die Menschen fliehen. Viele fliehen nach Indien, aber dort haben sie an der Grenze einen 3.400 km langen Grenzzaun errichtet. Es gibt viele Spannungen dort, viele Konflikte. Besonders in dieser Region könnte sich jedes Zeichen von Instabilität aufgrund der hohen Dichte von Atomwaffen verheerend auswirken. Für die ganze Welt. Wie sollen wir damit fertig werden?
Viele Menschen schauen weg, bleiben in ihrer Komfortzone und hoffen, dass es sie in ihrem Leben nicht mehr betrifft. Jeder reicht das Problem weiter. Dabei sind unsere Probleme vorhersagbar. Bangladesch ist einer der am extremsten vom Klimawandel betroffenen Staaten.“
Entstehung der Audiobeiträge
Die Beiträge entstanden auf Grundlage unterschiedlicher methodischer Ansätze: Einige beruhen auf persönlichen Interviews mit Betroffenen, die bereit waren, ihre Perspektiven offen zu teilen und auch sichtbar in Erscheinung zu treten. Andere wurden aus verschiedenen Quellen – darunter Interviews, Videomaterial und vertiefende Recherchen – zu exemplarischen Erzählungen über klimabedingte Flucht- und Anpassungsprozesse verdichtet. Sie geben jenen eine Stimme, die aus unterschiedlichen Gründen nicht persönlich in Erscheinung treten möchten: aus Angst vor Bedrohung oder rechtlichen Konsequenzen, zum Schutz der Privatsphäre, aus emotionaler Überforderung oder aufgrund möglicher gesellschaftlicher Stigmatisierung. So werden auch die Stimmen hörbar, die sonst oft ungehört bleiben – obwohl sie viel zu erzählen haben.

Pate werden
Du möchtest dein Engagement für Klimagerechtigkeit sichtbar machen? Wir laden dich ein Pate oder Patin einer unserer 21 Ausstellungsfiguren zu werden und ihrer Geschichte eine Stimme zu geben.


