
Die Berge geraten in Bewegung
Die Schweiz ist als Alpenland besonders stark vom Klimawandel betroffen. Die Durchschnittstemperatur hat sich bereits überdurchschnittlich um 2°C erhöht. Besonders fragile Gletscherlandschaften sind betroffen und gehen zurück. Dadurch nehmen nicht nur Wasser&Shy;versorgungsprobleme zu, sondern auch das Risiko für Stein- und Gerölllawinen.
Infos zum ökologischen Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck gibt die biologisch produktive Fläche der Erde an, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen zu ermöglichen. Um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen noch nutzbare Ressourcen haben, müsste der ökologische Fußabdruck bei 1,63 Hektar pro Person liegen. Jedoch liegt der weltweite Durchschnitts-Fußabdruck pro Person bei 2,75 globalen Hektar. Umgerechnet bräuchten wir also 1,7 Erden, um unsere jährlichen Ressourcenbedarf zu decken.
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Ein Bergbauer erzählt:
„Ich mache mir Sorgen um unsere Alp.
Durch den Klimawandel haben wir in der Schweiz immer öfter Probleme mit Trockenheit.“
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Ich bin David Eberli und gemeinsam mit meinen Eltern und meinen fünf Geschwistern lebe ich auf der Alp Obere Bärchi in Isenthal in der Schweiz. Unsere Alp befindet sich auf 1.100 Metern Höhe ohne Straßenanbindung. Wir haben nur eine Seilbahn, mit der wir uns und alles, was wir brauchen, befördern. Als wir unser Holzhaus vor ein paar Jahren komplett neu aufgebaut haben, mussten wir einige Teile sogar mit dem Helikopter transportieren.
Auch unser Schulweg ist besonders: Jeden Morgen steigen wir in die kleine, offene Gondel unserer Seilbahn, unsere Mutter startet dann den Motor der Seilbahn und wir fahren durch die Dunkelheit ins Tal zur Schule. Dann geht es mit dem Auto oder dem Rad weiter.
Auf der Alp leben wir seit elf Jahren. Hier haben wir Braunvieh, Mastkälber und ab und zu auch ein paar Schweine. Das ist eine Menge Arbeit für die ganze Familie! Ich helfe meinem Vater schon seitdem ich denken kann. Die Arbeit hier ist hart, aber für mich gehört sie mit dazu. Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen. Für mich ist klar, dass ich diese Arbeit mein ganzes Leben lang machen möchte. Doch mein Vater sagt, dass wir erst einmal einen richtigen Beruf lernen sollen. Darum habe ich eine Ausbildung in einem Landwirtschaftsbetrieb begonnen. Aber der Alpbetrieb bleibt meine einzige Leidenschaft, neben meinem Hobby, dem Ringen.
Aber ganz ehrlich: Ich mache mir Sorgen um unsere Alp. Durch den Klimawandel haben wir in der Schweiz immer öfter Probleme mit Trockenheit – wenn nicht genug Regen fällt, kann es passieren, dass wir auf den abgelegenen Höfen nicht ausreichend Trinkwasser für die Menschen und Tiere haben. Manchmal regnet es aber auch viel zu viel und zu stark, und dann kann es bei uns in den Bergen schnell zu Hangrutschungen kommen. Das Seilbahn-Haus einer anderen Älplerfamilie ist vor ein paar Jahren durch einen Felssturz komplett zerstört worden, was vielleicht auch mit dem tauenden Permafrost zu tun hatte. Davor habe ich ein wenig Angst, und auch davor, dass sich das Klima hier oben so stark verändert, dass meine Familie und ich die Alp aufgeben müssen. Ich will hier aber nicht weg!
Entstehung der Audiobeiträge
Die Beiträge entstanden auf Grundlage unterschiedlicher methodischer Ansätze: Einige beruhen auf persönlichen Interviews mit Betroffenen, die bereit waren, ihre Perspektiven offen zu teilen und auch sichtbar in Erscheinung zu treten. Andere wurden aus verschiedenen Quellen – darunter Interviews, Videomaterial und vertiefende Recherchen – zu exemplarischen Erzählungen über klimabedingte Flucht- und Anpassungsprozesse verdichtet. Sie geben jenen eine Stimme, die aus unterschiedlichen Gründen nicht persönlich in Erscheinung treten möchten: aus Angst vor Bedrohung oder rechtlichen Konsequenzen, zum Schutz der Privatsphäre, aus emotionaler Überforderung oder aufgrund möglicher gesellschaftlicher Stigmatisierung. So werden auch die Stimmen hörbar, die sonst oft ungehört bleiben – obwohl sie viel zu erzählen haben.

Pate werden
Du möchtest dein Engagement für Klimagerechtigkeit sichtbar machen? Wir laden dich ein Pate oder Patin einer unserer 21 Ausstellungsfiguren zu werden und ihrer Geschichte eine Stimme zu geben.


