
Wir passen uns an,
bleiben flexibel!
Nicaragua ist nicht nur eines der ärmeren Länder der Erde, sondern auch eines der zehn am häufigsten von Wetterextremen betroffenen Länder. Durch den Klimawandel zunehmend intensivierte Starkregen, Wirbelstürme und Hurrikane bedrohen die Existenzgrundlagen der Bevölkerung, die zu über 50% von der Landwirtschaft abhängt. Hinzu kommen Regenwaldabholzung und Dürren. Immer mehr Einwohner fliehen. Dabei ist das Land durch seine CO2-Emissionen mit am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich.
Infos zum ökologischen Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck gibt die biologisch produktive Fläche der Erde an, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen zu ermöglichen. Um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen noch nutzbare Ressourcen haben, müsste der ökologische Fußabdruck bei 1,63 Hektar pro Person liegen. Jedoch liegt der weltweite Durchschnitts-Fußabdruck pro Person bei 2,75 globalen Hektar. Umgerechnet bräuchten wir also 1,7 Erden, um unsere jährlichen Ressourcenbedarf zu decken.
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Eine Fischerin erzählt:
„Wenn der Zufluss des Kanals unseren Cocibolca zu einem Salzwassersee macht, können wir traditionell auch keinen Fisch mehr fangen. Zum Glück wurde der Bau des Kanals vorerst gestoppt.“
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„Mein Name ist Cynthia Rodriguez. Ich lebe mit meiner Familie am Cocibolca, am großen Nicaragua-See. Wir leben vom Fischfang und von der Landwirtschaft. Der Sage nach ist unser See durch die verbotene Liebe des angesehenen Nagrando und der wunderschönen Häuptlingstochter Ometeptl entstanden. Weil sie nicht zusammen sein durften, mussten sie fliehen und haben sich letztendlich die Pulsadern geöffnet. Das Blut beider füllte das Tal und wurde zu unserem Nicaragua-See. Hier gab es schon immer Leid.
Seit Generationen schon plant die Regierung den Nicaragua-Kanal, der durch unseren See führen würde. Die Regierung sagt, dass es uns nur Gutes bringt. Die Wirtschaft würde wachsen. Dass damit aber viele meiner Nachbarn in den letzten Jahren bereits ihr Land verloren haben, vergessen sie. Oder sie verschweigen es. Der Kanal soll 500 Meter breit und 280 Kilometer lang werden. Eine Fläche von circa 140 Quadratkilometer würde gerodet werden Regenwald, ganze Dörfer und landwirtschaftliche Fläche würden hierfür verschwinden, verschluckt, weg. Wenn der Zufluss des Kanals unseren Cocibolca zu einem Salzwassersee macht, können wir traditionell auch keinen Fisch mehr fangen. Zum Glück wurde der Bau des Kanals vorerst gestoppt. Ich bete und kämpfe weiter dafür, dass er nie Wirklichkeit wird!
Wir haben wirklich schon genug Probleme. Über die Hälfte meiner Leute leben wie ich von der Landwirtschaft. Der Ertrag unserer Felder ist unsere einzige Nahrungs- und Einkommensquelle. Aber Überschwemmungen, Starkregen und ungewöhnlich lange Trockenzeiten nehmen zu. Das sei der Klimawandel, sagen die Dorfältesten. Und die Folgen werden noch deutlich stärker werden und unsere Existenz ganz direkt bedrohen. Hunger wird immer mehr Teil unseres Alltags und der Anbau von Kaffee, eines unserer wichtigsten Exportprodukte, wird immer schwieriger. Schon jetzt müssen wir regelmäßig um unsere Ernte bangen. Hinzu kommen die häufigen Wirbelstürme und Hurrikans. So liegt der Hurrikan Mitch vor 13 Jahren immer noch wie ein Trauma über unserem Land. Er kostete so vielen Menschen das Leben. Auch einige meiner Verwandten waren darunter.
Aber ich habe keine Angst. Wir sind ein starkes Volk. Widerstandsfähig. Wir haben schon viel ausgehalten und geschafft.
Der Klimawandel wird viel verändern, aber wir passen uns an. Bleiben flexibel.“
Entstehung der Audiobeiträge
Die Beiträge entstanden auf Grundlage unterschiedlicher methodischer Ansätze: Einige beruhen auf persönlichen Interviews mit Betroffenen, die bereit waren, ihre Perspektiven offen zu teilen und auch sichtbar in Erscheinung zu treten. Andere wurden aus verschiedenen Quellen – darunter Interviews, Videomaterial und vertiefende Recherchen – zu exemplarischen Erzählungen über klimabedingte Flucht- und Anpassungsprozesse verdichtet. Sie geben jenen eine Stimme, die aus unterschiedlichen Gründen nicht persönlich in Erscheinung treten möchten: aus Angst vor Bedrohung oder rechtlichen Konsequenzen, zum Schutz der Privatsphäre, aus emotionaler Überforderung oder aufgrund möglicher gesellschaftlicher Stigmatisierung. So werden auch die Stimmen hörbar, die sonst oft ungehört bleiben – obwohl sie viel zu erzählen haben.

Pate werden
Du möchtest dein Engagement für Klimagerechtigkeit sichtbar machen? Wir laden dich ein Pate oder Patin einer unserer 21 Ausstellungsfiguren zu werden und ihrer Geschichte eine Stimme zu geben.


