
Wo Eis und Hoffnung schmelzen
Der Klimawandel in Alaska und seine Auswirkungen auf den Menschen sind dramatisch. Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt und das Meereis schmilzt rapide. Davon betroffen sind vor allem indigene Bevölkerungsgruppen wie die Yupik, die auf den Erhalt des Eises angewiesen sind, um ihre traditionelle Nahrungsgewinnung zu sichern. Auch der auftauende Permafrostboden wird zur existentiellen Bedrohung.
Infos zum ökologischen Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck gibt die biologisch produktive Fläche der Erde an, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen zu ermöglichen. Um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen noch nutzbare Ressourcen haben, müsste der ökologische Fußabdruck bei 1,63 Hektar pro Person liegen. Jedoch liegt der weltweite Durchschnitts-Fußabdruck pro Person bei 2,75 globalen Hektar. Umgerechnet bräuchten wir also 1,7 Erden, um unsere jährlichen Ressourcenbedarf zu decken.
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Eine junge Frau erzählt:
„Junior hat mir erzählt, dass auf St. Lawrence Island die Jagd immer schwieriger wird, daran ist der Klimawandel schuld. Zum Beispiel wird das Meereis immer dünner und brüchiger.“
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Ich bin Jeri Skyelar Okbaok. Ich bin eine Inupiat und in der Kleinstadt Teller in Alaska geboren. Jetzt wohne ich mit meinem Freund Junior auf St. Lawrence Island. Das war für mich eine wirklich große Umstellung. Wir leben hier allein in einem kleinen Haus, haben kein fließendes Wasser und auch keine Möglichkeit zum Kochen. Wir haben nur eine Mikrowelle und gehen zum Duschen in das Haus von Juniors Eltern, die gegenüber wohnen. Auf der Insel gibt es eigentlich nur vier Möglichkeiten, Geld zu verdienen: Im Krankenhaus, in der Schule, am Flugplatz oder im Shop. Vom Krankenhaus habe ich schon eine Absage bekommen.
Manchmal vermisse ich mein Zuhause sehr. Ich habe hier noch keine Freunde und spreche auch eine andere Sprache. Das Spannendste ist die Fahrt mit dem Schneemobil durch das Dorf. Am Abend spielen wir oft gemeinsam Basketball in der Schule oder ich backe bei Juniors Eltern Cupcakes und Kuchen, um sie im Dorf zu verkaufen. Viel mehr Möglichkeiten habe ich hier nicht.
Morgen werde ich zum ersten Mal mit Junior auf unserem Schneemobil in sein Sommercamp fahren. Dort gehen wir gemeinsam auf die Jagd. Ich bin schon so gespannt, das habe ich noch nie gemacht. Junior hat mir erzählt, dass auf St. Lawrence Island die Jagd immer schwieriger wird, daran ist der Klimawandel schuld. Zum Beispiel wird das Meereis immer dünner und brüchiger. Außerdem verschwinden viele Tierarten. So spüren wir die Folgen des Klimawandels jeden Tag schon ganz deutlich. Trotzdem versuchen wir die alten Traditionen am Leben zu erhalten – gleichzeitig fragen wir uns aber auch, wie unsere Zukunft hier auf St. Lawrence Island aussehen soll. Wir überlegen wegzugehen. Der Klimawandel ist dabei aber nur ein Faktor.
Entstehung der Audiobeiträge
Die Beiträge entstanden auf Grundlage unterschiedlicher methodischer Ansätze: Einige beruhen auf persönlichen Interviews mit Betroffenen, die bereit waren, ihre Perspektiven offen zu teilen und auch sichtbar in Erscheinung zu treten. Andere wurden aus verschiedenen Quellen – darunter Interviews, Videomaterial und vertiefende Recherchen – zu exemplarischen Erzählungen über klimabedingte Flucht- und Anpassungsprozesse verdichtet. Sie geben jenen eine Stimme, die aus unterschiedlichen Gründen nicht persönlich in Erscheinung treten möchten: aus Angst vor Bedrohung oder rechtlichen Konsequenzen, zum Schutz der Privatsphäre, aus emotionaler Überforderung oder aufgrund möglicher gesellschaftlicher Stigmatisierung. So werden auch die Stimmen hörbar, die sonst oft ungehört bleiben – obwohl sie viel zu erzählen haben.

Pate werden
Du möchtest dein Engagement für Klimagerechtigkeit sichtbar machen? Wir laden dich ein Pate oder Patin einer unserer 21 Ausstellungsfiguren zu werden und ihrer Geschichte eine Stimme zu geben.


